Marienkirche
Die schmerzvolle Pietà
Unter dem Chorbogen findet sich ein liturgischer Bereich mit Altar und einer Mariensäule mit den beiden Haßfurter Gnadenbildern (Vesperbilder um 1400 und 1480).
Das um 1400 geschaffene Vesperbild aus Sandstein zeigt die von Trauer geprägte Mutter Gottes. Ihr Gesichtsausdruck ist von Schmerz erfüllt. Der vom Kreuz genommene Leichnam Jesu liegt auf ihrem Schoß. Das Gnadenbild zeichnet sich durch einen symbolhaften Naturalismus in der Behandlung der Figuren aus. Links stützt ein Trostengel Kopf und Schulter des Leichnams, eine äußerst seltene Variante des Vesperbildes.
Die freudvolle Pietà
Das zweite Haßfurter Gnadenbild zeigt eine farbig gefasste Pietà aus Lindenholz, die um 1480 entstanden ist. Im Jahre 1606 wird sie als „Vesperbild im Gespreng“ des Marienaltars erwähnt und renoviert. Dieses Andachtsbild vermittelt dem Betrachter weniger das Leid und den Schmerz, sondern eher die Vollendung des Leidens, die Auferstehung und Erlösung sowie die Hoffnung, dass das Leid nicht vergebens ist. In früheren Zeiten befand sich das Gnadenbild am linken Seitenaltar der Ritterkapelle, bevor es bis zur Renovierung im Jahr 2006 in der Sakristei seinen Platz gefunden hatte. Seit der Renovierung, die im Jahre 2010 abgeschlossen wurde, befindet sich nun das Gnadenbild in einer vergoldeten Stele auf der Altarinsel.
Hochaltar
Am 20. Juli 1465 wurde der Altar geweiht. Der Altartisch mit umlaufendem Wolkenband dürfte noch aus der Erbauungszeit stammen. Den Chor beherrscht heute ein neugotischer Hochaltar aus weißem Sandstein, der in den Jahren 1878 bis 1882 von dem einheimischen Bildhauer Josef Metzger geschaffen wurde. Die Entwürfe hierzu fertigte Carl Alexander Heideloff im Jahr 1862 an. In den zwei Registern des Altares stehen zu beiden Seiten des Tabernakels die zwölf Apostel. Die Mitte darüber nimmt eine höhere Nische ein, in der die Muttergottes bei ihrem liegenden toten Sohn kniet.
Schlimbach Orgel
1890 erfolgte bei der Innenrenovierung des Kirchenraumes der Einbau eines völlig neuen Instrumentes durch die Würzburger Firma Balthasar Schlimbach. Der Prospekt der Schlimbach-Orgel ist im neugotischen Stil in zwei Eichengehäusen angelegt. Der Spieltisch steht in der Mitte zwischen den Gehäusen. So lassen die gotischen Emporenfenster natürliches Licht in den Raum und kommen selbst zur Wirkung.
Epitaphien
Als Begräbniskirche und Versammlungsort der marianischen Bruderschaft gleichermaßen genutzt, verwundert es nicht, dass sich in der Ritterkapelle zahlreiche Epitaphien des fränkischen Adels erhalten haben. Aus einer Hand stammen die drei zwischen 1488 und 1514 entstandenen Epitaphien mit Rittern, die betend auf einem Löwen knien, den Blick nach rechts gewendet, wo ihnen Christus aus dem Himmel oder die Muttergottes erscheinen. Von besonderer Qualität ist das Doppelgrabmahl der Eheleute Schaumburg, kurz nach 1501 entstanden.
Dreikönigsaltar
1936, von Fried Heuler (1889 – 1959), Würzburg; das steinerne Altargehäuse kam 1960/61 aus der Pfarrkirche St. Kilian. Es wird 1612 erwähnt und beherbergte eine trauernde Muttergottes - vielleicht das steinerne Vesperbild. Das obere Drittel mit vier steinernen Wimpergen stammt wohl noch aus dem 15. Jahrhundert.
Das Marienfenster im Chor
Im Chor über dem Hochaltar ist das sogenannte Marienfenster zu sehen, ein weiteres Schmuckstück der Ritterkapelle. Das frühere Chorfenster, das die Aufnahme Mariens in den Himmel darstellte, wurde im Zuge des Zweiten Weltkrieges zerstört. 1948 stifteten vier Familien aus Haßfurt das neue Fenster.
Im Mittelpunkt des Fensters steht eine strahlende Madonna. Sie trägt einen roten Schutzmantel sowie eine goldene Krone. In ihrem Arm hält sie das Jesuskind. Darunter sind drei Szenen aus der Weihnachtsgeschichte abgebildet. Mehrere Wappen zur Linken und zur Rechten der Madonna geben Zeugnis von Persönlichkeiten, die eng mit der Geschichte der Ritterkapelle verbunden sind.
Viertugendmann
Betritt der Besucher durch das Westportal die Ritterkapelle und richtet seinen Blick nach oben, so öffnet sich ihm eine schmale innere Vorhalle. Darüber spannt sich ein Kreuzgewölbe, in dessen diagonale Rippen die Figur eines nackten, ausgestreckten Mannes eingearbeitet ist. Nicht gesichert ist seine Deutung als „Himmlischer Mensch“ oder „neuer Adam“. Die örtliche Überlieferung bezeichnet ihn als „Viertugendmann“.
An seinen Händen und Füßen befinden sich die Symbole der vier Kardinaltugenden: Mäßigkeit, Gerechtigkeit, Stärke und Klugheit.
Chor
Der Chor ist mit seinem netzartigen Parallel-Gewölbe aufwändig gearbeitet und erstrahlt nach der letzten Renovierung in frischer Farbigkeit. Auffällig sind die „mythologischen Figuren“, die die äußeren Rippen des Gewölbes abschließen. Phantasievolle Motive, Fabeltiere, Köpfe mit Laub, aber auch Propheten, Engel und ein segnender Gottvater sind zu erkennen.
Die Wappenreihe an der Außenfassade des Chores setzt sich im Innern fort mit 25 Wappen der wichtigsten fränkischen Familien, vermutlich Mitglieder der Marienbruderschaft.