Geschichte
Grundsteinlegung
An der Stelle der heutigen Ritterkapelle stand ein romanischer Vorgängerbau, eine Marienkirche, die zur ersten Siedlung der Stadt, einem kleinen Fischerdorf an den Ufern des Mains, gehörte. Als im 13. Jahrhundert unter Bischof Hermann von Lobdeburg das heutige Haßfurt entstand, mit einem Marktplatz und einer mächtigen Stadtpfarrkirche im Zentrum, zerfiel die Marienkapelle, die nun außerhalb der neuen Stadtmauer zu finden war.
Der in Prag ausgebildete Generalvikar des Bistums und spätere Erzbischof von Riga, Dr. Johannes Ambundii, der damalige Oberpfarrer von Haßfurt, gründete 1406 gemeinsam mit dem Ritter Dietrich Fuchs von Wallburg eine Bruderschaft, die in der Marienkirche ihr geistiges Zuhause fand. Zahlreiche adelige Männer und Frauen schlossen sich diesem Bündnis aus Laien und Klerikern an. Der daraufhin begonnene Neubau der Marienkapelle dürfte dem religiösen Engagement und den finanziellen Mitteln jenes Bundes um Ambundii und Wallburg zu verdanken sein.
Weihe im Jahr 1465
Laut einer Inschrift an der Südfassade wurde der Bau 1431 unter Bischof Johann II. von Brunn begonnen. Am 20. Juli 1465 wurde die Kirche schließlich durch Weihbischof Johannes Hutter geweiht und damit ihrer Bestimmung übergeben. Der 8. September, das Fest Mariä Geburt, wird seit jeher als Patrozinium begangen.
Renovierungen unter Julius Echter
Eine grundlegende Umgestaltung erfuhr die Ritterkapelle unter dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn.
Im Jahre 1586 reiste Bischof Julius persönlich an die östliche Grenze seines Bistums, um dort, nach der Reformation, den katholischen Glauben wieder einzuführen. Seiner Baupolitik kam dabei eine besondere Rolle zu. Vor allem die Ritterkapelle erfuhr ab 1603 eine grundlegende Veränderung, mit der Julius Echter seine erfolgreichen Bemühungen um die Gegenreformation in Haßfurt unter Beweis stellen wollte.
Auf Anweisung des Fürstbischofs erhöhten Steinmetze das Langhaus und schufen somit die Voraussetzung für die einheitliche Firsthöhe mit dem Chor – stets ein besonderes Anliegen der Umbauten Echters. Anschließend wölbten sie das spätgotische Langhaus von 1431/38 ein und schufen so den bis heute prägenden Raumeindruck.
Renovierung unter Carl Alexander Heideloff
Im 19. Jahrhundert trat erneut eine herausragende Persönlichkeit auf, die sich sehr um die Renovierung der Ritterkapelle mühte: Carl Alexander Heideloff, königlich bayerischer Konservator, der sogar von Nürnberg nach Haßfurt zog, um sich ganz der Erforschung und Instandsetzung der Ritterkapelle zu widmen.
So erwachte auch das Interesse an der Ritterkapelle neu; da diese baufällig geworden war gründeten Bürger und Adelige zwei Vereine zu ihrer Restaurierung.
Heideloff wollte die Ritterkapelle zu einer zweitürmigen „Kathedrale“ mit einem dreischiffigen Langhaus ausbauen. Rundherum sollten Wappen der Adelsgeschlechter den Bau zieren.
1860 wurde dem Konservator von der Regierung von Unterfranken jedoch eine gänzliche Umgestaltung untersagt. Heideloff durfte lediglich notwendige Schritte zur Sicherung von Chor und Gewölbe durchführen, die aufgrund der statischen Belastung durch die Umbaumaßnahmen unter Echter entstanden waren.
Restaurierung 2006 bis 2010
Das heutige Erscheinungsbild des Innenraumes ist nach Befunden wesentlich wieder von der Echterzeit geprägt. Bedrohliche Bauschäden hatten eine vierjährige Renovierung (2006 – 2010) notwendig gemacht. Über den Bauerhalt hinaus wurde der ursprüngliche Charakter der Wallfahrtskirche augenfälliger herausgehoben. Der Innenraum erhielt seine verlorene Farbigkeit wieder. Gotische Architekturelemente wurden freigelegt, unter dem Chorbogen wurde ein liturgischer Bereich wie früher mit Altar und einer Mariensäule mit den beiden Haßfurter Gnadenbildern (Vesperbilder um 1400 und 1480) eingefügt.
Frühere Ausstattungstücke kehrten in den Kirchenraum zurück. Unter der Orgelempore präsentiert sich jetzt eine freigelegte gotische Malerei mit den Kirchenvätern und den Symbolen der Evangelisten wie auch eine barocke Ölberggruppe. Beeindruckend ebenso die freigelegte Darstellung des hl. Christophorus an der Südwand.
So zeigt sich nunmehr das Gotteshaus in einer harmonischen Ausgestaltung und Formensprache; ein Gnadenort, der Zeugnisse einer Jahrhunderte alten Glaubensgeschichte stimmig vereint.